MIGRATION ALS CHANCE
MIGRATION ALS CHANCE

LESEPROBE

MIGRATION ALS CHANCE - KAPITEL KULTURSCHOCK

Der Kulturschock ist ein Thema, welches nicht nur in der Theorie zur Geltung kommt. Viele Migranten, die nach Deutschland eingewandert sind, sind dem Kulturschock ausgesetzt. Der Schock ist als ein psychischer Schock zu betrachten. Der Informationszufluss, die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen und ein anderes Bezugssystem führen zu Belastung und Überforderung der Migranten. Die Veränderungen und neuen Bedingungen im Einwanderungsland lösen bei vielen Migranten ein Gefühl von Unbehagen und Angst aus. Die Migranten haben Angst, die Veränderungen nicht zu bewältigen und dem Prozess der Adaptation und Erneuerung einer völlig anderen und differenzierten Kultur nicht gerecht zu werden. Die Angst und das Unbehagen sorgen dafür, dass bei vielen ein Lähmungsprozess stattfindet. Mit Lähmung ist gemeint, dass durch den Schock der neuen Kultur die Migranten nicht fähig sind, die Informationen der neuen Kultur zu verarbeiten und dementsprechend die Adaptation zu fühlen.

Faktoren wie Sprachbarrieren und sprachliche Defizite bestärken den Kulturschock und das Zurückziehen in die eigene Kultur, weil die Angst und das Nichtbewältigen der Anforderungen der neuen Kultur groß sind. 

 

Aber auch die Vergleiche der neuen Kultur mit der alten sorgen immer wieder dafür, dass nach dem Kulturschock nicht die Bereitschaft besteht, sich mit der neuen Kultur zu beschäftigen. Durch Vergleiche der neuen mit der alten Kultur wird ein Rückzug in vertraute Verhältnisse der Heimatkultur ersichtlich, der als Folge die Adaptation in die neue Aufnahmegesellschaft blockiert und hemmt.  Die Phase dieses Prozesses wird als Krisenphase der betroffenen Person bezeichnet. Bei einigen Migranten hingegen kommen weiterfolgende Phasen, da diese in der Lage waren, durch Bewältigungsmöglichkeiten den Kulturschock zu überwinden, um als Folge die Tür für das Eintreten in eine neue Kultur öffnen zu können. Diejenigen, die entsprechende Bewältigungsmöglichkeiten zur Überwindung des Kulturschockes vollzogen haben, versuchen sich mit den Bedingungen und Anforderungen der neuen Kultur auseinanderzusetzen. Der Auseinandersetzung mit der neuen Kultur begegnen sie mit Toleranz und Verständnis, um ein Verständnis für die neue Kultur zu entwickeln. Der Kulturschock wird hier als U-Modell zusammengefasst. Nachfolgend möchte ich auch auf das W-Modell der Kulturschocktheorie am Beispiel der Migration aufmerksam machen. Das W-Modell bildet eine erweiterte Phase zum U-Modell. Viele Migranten, die in die BRD eingewandert sind und die Bewältigung des Kulturschockes in dem neuen Einwanderungsland nicht vollzogen haben, sind als Folge in ihre Kultur bzw. Heimatländer zurückgekehrt. Jedoch haben viele von ihnen durch das Auswandern in ihre eigenen Heimatländern mit Ereignissen zurechtkommen müssen, mit denen sie nicht gerechnet haben. Viele Migranten haben einen Eigenkulturschock erlebt. Nach Jahren, die sie in einem fremden Land mit fremder Kultur verbracht haben, haben sie bei der Rückkehr in ihr Heimatland die Erfahrung gemacht, ihre ursprüngliche Heimat nicht so vorzufinden, wie sie sie verlassen hatten. Sie haben bemerkt, dass ihr Heimatland sich geändert hat in seiner gesellschaftlichen Struktur und die Zeit weiter vorangeschritten ist. Diese Veränderung hat letzten Endes bei vielen einen Eigenkultur-Schock verursacht und dieser wurde sogar stärker erlebt als der Fremdkultur-Schock. Es folgte dann der Prozess und die Erkenntnis der Migranten, dass sie sozusagen nirgendwo mehr eine Heimat haben, was als Folge psychische Erkrankungen der Betroffenen mit sich brachte.